Lars Kroemer
Abteilungsleiter Volkswirtschaft und Statistik
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Die Inflationsrate lag im April bei voraussichtlich +2,2 Prozent und damit unverändert auf dem Niveau des März. Trotz erneut leichtem Rückgang der Energiepreise im Vorjahresvergleich (-1,2 Prozent ) schwächte sich die Inflationsrate nicht weiter ab. Die Kerninflation blieb mit voraussichtlich +3,0 Prozent weiter auf hohem Niveau (März: +3,3 Prozent ). Saisonbereinigt gab sie aber erstmals seit September 2020 gegenüber dem Vormonat nach.
Import-, Großhandels- und Produzentenpreise sind im Vorjahresvergleich anhaltend rückläufig. Allerdings liegen die Preise für Energie und energieintensive Vorleistungen wie beispielsweise Metalle weiter deutlich über dem Vorkrisenniveau und den Vergleichswerten internationaler Wettbewerber.
Eine weitere Verbreiterung des Disinflationsprozesses wurde durch politische Maßnahmen wie steigende Netzentgelte sowie die Rückkehr zum regulären Umsatzsteuersatz bei Gas und Gastgewerbe gebremst. Zudem halten gestiegene Löhne den Kostendruck hoch. Auch sind die Handelsrouten durch das Rote Meer weiterhin gestört, was die Frachtraten auf einem überdurchschnittlichen Niveau hält. Der Anstieg der Ölpreise schwächte sich dagegen wieder ab.
Die Preispläne der Unternehmen stabilisierten sich zuletzt dennoch, auch da die Kostenweitergabe infolge der Rezession immer schwieriger ist. Insbesondere auch bei M+E-Erzeugnissen ist die Importpreisentwicklung deutlich günstiger, was den höheren Kostendruck im Inland widerspiegelt.
Laut Bundesbank dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten tendenziell weiter sinken, wenngleich Sondereffekte zu Schwankungen und steigende Lohnkosten den Druck vor allem auf die Dienstleistungspreise hochhalten werden. Die Inflationserwartungen der Verbraucher reduzieren sich zwar inzwischen erkennbar, die Unsicherheit bleibt aber noch groß.
Die Finanzmärkte gehen für diesen Sommer trotzdem von einer ersten Zinssenkung infolge der schwächeren Konjunktur aus. Die Erwartungen an die Zinswende schwächen sich aufgrund der Zweitrundeneffekte allerdings ab. Das geldpolitische Dilemma kann nur über strukturelle Reformen und angebotsorientierte Wachstumsimpulse gelöst werden.