KOMMUNIKATION UND PRESSE PHOENIX, UNTER DEN LINDEN DPA Gesamtmetall-Chef für Steuer- entlastungen für Pendler und Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ZDF, HEUTE DPA Gesamtmetall-Chef Wolf: Loskommen von China nahezu unmöglich 99 FranKFUrter allgeMeine ZeitUngWirtschaftnr. 93 · Seite 17Freitag, 21. aPril 2023Amerika sucht die richtige Balance im Verhältnis zu China. Sie ist noch nicht gefunden. Jüngste erfahrungen leh-ren, dass es sinnvoll ist, seine liefer-ketten zu diversifizieren und wichtige güter vorrätig zu haben. richtig ist auch das Bestreben, China von tech-nologie abzuschneiden, die dem land bei der erreichung militäri-scher Vorherrschaft nützen könnte. amerika erhebt allerdings Zölle auf harmlose güter aus China wie Möbel. Das passt nicht zur Beschwö-rung von Finanzministerin Janet Yel-len, dass amerika Sanktionen zur Wahrung nationaler Sicherheitsinte-ressen verhänge und nicht, um einen ökonomischen Vorteil im Wettbe-werb zu erlangen. Die von Yellen befürwortete Zusammenarbeit in der Bekämpfung globaler Herausforde-rungen wirkt schal angesichts der tatsache, dass die USa bis vor Kur-zem Solarpaneele aus China mit Zöl-len belegt haben und im Kongress aktuell eine Wiederbelebung der Zöl-le vorangetrieben wird. So weit soll die gemeinsamkeit dann doch nicht gehen, selbst bei der größten Heraus-forderung: dem Klimawandel. Wollten die Christdemokra-ten dieses Feuer in ihrer mittelständischen Klientel entfachen? Mit ihren steuerpoliti-schen ideen für das neue grundsatz-programm – einem höheren Spitzen-steuersatz und einer Flat-rate für die erbschaftsteuer – provoziert die CDU teile der Wirtschaft, die sie sonst aus gutem grund pflegt. auf den Fami-lienunternehmer-tagen in Berlin sei-en die Steuerpläne das „aufregerthe-ma nummer 1“, warnt Verbandschef reinhold von eben-Worlée. Die Sor-gen sind verständlich, denn Deutsch-land ist ein Hochsteuerstandort. Zwar hat die CDU im Bund derzeit nichts zu sagen, und in der ampel hat die FDP eine schärfere Steuerlast ausgeschlos-sen. Doch wenn selbst die bürgerliche Opposition nun höhere Steuern anvi-siert – und darauf laufen die CDU-Plä-ne für viele Unternehmen letztlich hinaus –, wird es die FDP schwer haben, sich den Begehren ihrer rot-grünen Partner zu widersetzen. Die CDU sollte auch gut überlegen, ob die Steuergrundsätze, die sie in ihr neues Programm schreiben will, wirklich taugen, um das große Versprechen „Wohlstand für alle“ zu erneuern. Von Heike GöbelSteuer-FeuerVon Winand von PetersdorffBeziehungskriseNein, im Chaos ist Frankreich während der Proteste gegen die unpopuläre rentenre-form nicht versunken. Substanzielle wirtschaftliche Bremsspuren sucht man trotz einer historischen Streik-beteiligung und brennender Müllber-ge vergeblich. Viel stärker als in vor-pandemischen Zeiten wurde die ar -beit an den Streiktagen nach Hause verlagert. Die Wirtschaft stand nicht still. auch wenn die inflation mitt-lerweile merklich die Konsumstim-mung dämpft, prognostizieren der in ternationale Währungsfonds und die Banque de France mit 0,6 und 0,7 Prozent nach wie vor rund dop-pelt so viel Wirtschaftswachstum für Frankreich wie in Deutschland in diesem Jahr. Das bedeutet gleichwohl nicht, dass der jüngste Hauruckkurs von Präsident emmanuel Macron nicht auch Schaden angerichtet hat. eine rentenreform mag angesichts der demographischen lasten unvermeid-bar sein. aber allein mit einer Bereit-schaft zum Dialog mit den gewerk-schaften hätte der Präsident Druck aus dem Kessel nehmen können. Das ist vor allem jetzt misslich, wo Ma -cron nach inkrafttreten der renten-reform mit den Sozialpartnern in Windeseile die nächste großbaustel-le angehen will, den arbeitsmarkt. er will die ausbildung in den Berufs-schulen modernisieren und arbeits-lose durch eine Verwaltungsreform besser betreuen, (um)schulen und vermitteln, auch unter androhung neuer Sanktionen. Macron knüpft damit an die ar -beitsmarktpolitik in seiner ersten amtszeit an, in der er das betriebli-che ausbildungswesen von bürokra-tischen Vorschriften befreite und stärker an die realen Bedürfnisse der Unternehmen anpasste. Staatlich nicht zu knapp gefördert, wurden im vergangenen Jahr mehr als 800.000 lehrverträge unterzeichnet, fast dop-pelt so viele wie in Deutschland. auch die reform des Kündigungs-schutzes trägt heute Früchte. Durch sie müssen Betriebe nicht mehr jah-relange Prozesse mit offenem und oft teurem ausgang fürchten, während arbeitnehmer zugleich bessere ab -findungskonditionen erhalten haben. gründer freuen sich über die kräftige Start-up-Förderung, und nicht zuletzt deutsche Unternehmen in Frankreich sind voll des lobes für den Präsiden-ten, unter dessen Ägide die gewerbe-steuer gesunken ist und mit „Busi-ness France“ eine reputable investi-tionsagentur gegründet wurde. in der jährlichen eY-Statistik wurde Frank-reich wiederholt zum beliebtesten eu ropäischen Standort für ausländi-sche investoren gekürt.Von Niklas Záboji, ParisFrankreichs ReformbedarfMacrons Maßgabe lautet nun, bis 2027 Vollbeschäftigung zu erreichen. Dabei stößt man immer wieder auf die ein oder andere anlehnung an das Hartz’sche Fördern und Fordern. aus gutem grund: Mit einem anteil von fast 32 Prozent an der Wirt-schaftsleistung waren Frankreichs So zialausgaben im vergangenen Jahr so hoch wie in keinem anderen in -dustrieland. Viel zu oft mindern sie die anreize, eine Beschäftigung auf-zunehmen, vor Macrons reformen genügten beispielsweise vier Monate arbeit in Vollzeit, um bis zu zwei Jah-re lang arbeitslosengeld zu beziehen, und für ältere Franzosen sind die regelungen traditionell noch großzü-giger. Der Präsident geht die richti-gen Probleme an, unter denen Frank-reichs Wirtschaft leidet: Die arbeits-losenquote ist seit seinem amtsan-tritt 2017 von rund 10 auf 7 Prozent deutlich gesunken, bleibt aber mehr als doppelt so hoch wie in Deutsch-land. Das hemmt das Wachstum und erscheint angesichts des grassieren-den Fachkräftemangels widersinni-ger denn je. Besondere Sorgen berei-ten die alterskohorten 60-plus und 15 bis 24 Jahre, in denen kaum mehr als ein Drittel arbeitet. Mit einem vertikalen Politikstil wird die regierung in Paris indes nur schwer vorankommen. Sie braucht den rückhalt zumindest der kompro-missbereiten gewerkschaften, denn vorbei seien die Zeiten, in denen arbeitnehmer ihr gehirn an der gar-derobe abgeben, wenn sie zur arbeit kommen, merkte der scheidende CFDt-generalsekretär laurent Ber-ger unlängst in dieser Zeitung an. Zu recht betonte er, dass es Flexibilität statt starrer Vorgaben und Sozial-autonomie statt einer Politik über rundschreiben brauche. es liegt nun an Macron, seine „Methode“ in den verbleibenden vier Jahren im elysée-Palast so zu ändern, wie er es ver-sprochen hat. Das schließt ein, die antworten auf wirtschaftliche Pro -bleme nicht immer und überall beim Zentralstaat zu suchen – ein Denken, dass sich durch Milliardenhilfen in der Pandemie und auch in der ener-giekrise leider verfestigt hat. nicht ein starker Staat sorgt für Prosperität, sondern ein Ordnungsrahmen, der die richtigen anreize für arbeit und Wettbewerb setzt. Macron geht die richtigen Probleme an, doch der Zentralstaat allein kann sie nicht lösen.ein ordoliBeraler im Zenit Christian lindner reist durch die Welt und streitet für solide Haushalte. Wirtschaft, Seite 19 Berliner BüroBoom Gestoppt Der Büromarkt in Berlin trübt sich ein – nicht aber der Optimismus in der Branche. Immobilien, Seite 21 GiGafactory Geht noch nicht auch Deutschland hat in derBatterieproduktion fürelektroautos einiges zu bieten. Unternehmen, Seite 24 geschäftsführer der arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (arge), auf dem Wohnungsbautag in Berlin. eine Studie des Bauforschungsinstituts kommt zu dem ergebnis, dass der Bau eines Quadratme-ters Wohnfläche in deutschen großstäd-ten inzwischen im Schnitt knapp 4240 euro kostet, plus 909 euro umgelegte grundstückskosten. im frei finanzierten Wohnungsbau laufe dies auf Miethöhen von 17,50 bis 20 euro kalt je Quadratme-ter hinaus. Seit dem Jahr 2000 hätten sich die Baukosten und auch die nebenkosten mehr als verdoppelt, die Kosten des tech-nischen ausbaus sogar mehr als vervier-facht. „Wir müssen endlich eine Diskus-sion über die Standards führen“, sagte Walberg. „Da darf es keine tabus geben.“im Jahr 2021 wurden in Deutschland knapp 293.400 Wohnungen fertiggestellt, Die Zahlen für 2022 veröffentlicht das Sta-tistische Bundesamt erst im Mai. Bran-chenverbände prophezeien, dass es spätes-tens im kommenden Jahr einen deutlichen rückgang geben wird. Weil sowohl die Baukosten als auch die Zinsen für immobi-lienkredite so stark gestiegen seien, könne nicht mehr wirtschaftlich gebaut werden, argumentieren sie. Der gesamtverband der Wohnungswirtschaft (gdW) erwarte-te zuletzt, dass ein Drittel der Wohnungen, die 2023 und 2024 fertig werden sollten, nicht mehr gebaut wird. nach Schätzun-gen des Pestel-instituts fehlen aktuell 700.000 Wohnungen in Deutschland. Durch mehr Zuwanderung dürfte sich die Knappheit noch verschärfen. Dass Wirtschaftsminister robert Habeck (grüne) im Frühjahr 2022 die staatlichen Zuschüsse für neubauten zusammenstrich und den zuvor noch geförderten KfW-Standard effizienzhaus 55 zum neuen verpflichtenden neubau-standard für alle machte, kam in der Bau-branche nicht gut an. Dirk Salewski, Prä-sident des Bundesverbands Freier immo-bilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), hält die vielen Vorschriften in den 16 landesbauordnungen in Deutsch-land für ein Problem: „Warum ein Baden-Württemberger schneller von der treppe fällt als ein Hesse, erschließt sich mir nicht.“ Die vorgeschriebene geländerhö-he unterscheide sich aber um 10 Zenti-meter. lobend erwähnt wurde auf dem Wohnungsbautag der von bayerischen architekten entwickelte „gebäudetyp e“, der grundstandards wie Standsicher-heit und Brandschutz erfüllt, aber den Bauherren sonst Freiheit lässt. Politisch geht der trend bislang in eine andere richtung. Vielerorts besteht inzwi-schen die Pflicht, jeden neubau mit einem Solardach auszustatten. Beliebt sind auch Vorgaben, dass mindestens ein Drittel, teils sogar die Hälfte der Wohnungen in einem neubau barrierefrei sein muss. Die Bundesregierung will spätestens 2025 den effizienzhausstandard 40 zur Pflicht für alle neubauten machen. Der energiebe-darf darf dann nur noch 40 Prozent von dem eines Standardhauses betragen. Die Verbände fordern als Sofortmaß-nahme 50 Milliarden euro staatliche Unterstützung für den Bau von Sozialwoh-nungen bis 2025. Für 60.000 Wohnungen mit einer Kaltmiete zwischen 8,50 euro und 12,50 euro seien weitere 22 Milliar-den euro notwendig. Die 1,1 Milliarden euro, die das Bauministerium von Klara geywitz (SPD) in diesem Jahr für neubau-zuschüsse ausgeben kann, sind schon nahezu ausgeschöpft. anfang april waren laut einer Mitteilung des Ministeriums an den Bauausschuss schon 685 Millionen euro ausgezahlt, dabei soll das Programm für Familien erst im Juni starten. Sie spre-che mit dem Finanzminister darüber, die Förderung fortzusetzen, sagte geywitz. Sie versprach der Branche vor allem mehr Digitalisierung. „Wir haben so viele Vorschriften, da ist es einfacher, wenn der Computer die Prüfung macht.“ Zudem könne das 49-euro-ticket das leben auf dem land attraktiver machen. 1,7 Millio-nen Wohnungen stünden dort leer. Wirt-schaftsminister robert Habeck (grüne) zeigte sich offen dafür, Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) für die Bauindustrie zu nutzen. „Diejenigen, die sonst nicht bauen würden, sollten Unterstützung bekommen.“In den vergangenen Wochen wurde unter Wohnungspolitikern vor allem über eines diskutiert: die Vorgaben zum Heizen mit erneuer-baren energien, die ab 2024 gelten sol-len. am Donnerstag versuchte ein Bünd-nis mehrerer Wohnungs- und Sozialver-bände sowie der Baugewerkschaft, den Blick wieder auf die neubauziele der Bundesregierung zu lenken – darauf, wie man dem von der ampelkoalition ausge-gebenen Ziel von 400.000 neuen Woh-nungen im Jahr zumindest wieder etwas näher kommen könnte als aktuell. „Das ganze System Wohnungsbau steht vor einer Krise“, sagte Dietmar Walberg, Die neubauziele der regierung rücken in weite Ferne. Die Branche kritisiert die vielen auflagen. Unter 17,50 euro Kaltmiete gehe nichts mehr.Von Julia Löhr, BerlinVon den 400.000 spricht keiner mehrdc. Berlin. Dass Hubertus Heil (SPD) von arbeitgebern üblicherweise nicht als Verbündeter wahrgenommen wird, liegt nahe. Dennoch wurde der Bundesarbeits-minister über weite Strecken seiner mitt-lerweile fünfjährigen amtszeit auch in der Wirtschaft für politische Professionalität und einen gewissen Pragmatismus respek-tiert. neuerdings aber scheint kritische Distanz gegenüber Heil zunehmend häufi-ger in offenen Ärger umzuschlagen. allein seit Ostern hat Heil zweimal politische Pflöcke in einer art eingeschlagen, die von arbeitgebervertretern als affront aufge-fasst wird. Die aktuellen Stichworte lau-ten: arbeitszeitgesetz und Mindestlohn. Für die arbeitgeber der Metall- und elektroindustrie, deren Verbände gut 7000 Unternehmen vertreten, macht gesamt-metall-Präsident Stefan Wolf nun diesem Ärger in klaren Worten luft. „Der Bun-desarbeitsminister ist eindeutig wortbrü-chig geworden“, sagte Wolf der F.a.Z. „Mit respekt vor tarifautonomie und Sozial-partnerschaft hat eine solche Politik nichts mehr zu tun.“ Und er warnt: „Falls die Politik nicht aufpasst, erreichen wir bald einen Kipppunkt, an dem unser Wirt-schaftsmodell so nicht mehr funktioniert.“ Der Vorwurf des Wortbruchs bezieht sich vor allem auf Heils jüngste Äußerun-gen zur arbeit der Mindestlohnkommis-sion, in der die Sozialpartner unabhängig von politischer einmischung Vorschläge zur regelmäßigen anpassung der lohn-untergrenze erarbeiten sollen: Heil hatte zu Ostern in der Zeitung „Bild am Sonn-tag“ und dann auch vor Fernsehkameras die erwartung geäußert, dass die Kommis-sion in diesem Jahr eine „deutliche erhö-hung“ des Mindestlohns beschließen wer-de. Der nächste Beschluss des gremiums, in dem je drei gewerkschafts- und arbeit-gebervertreter einen interessenausgleich finden sollen, steht zum 30. Juni an und betrifft die anpassung zum 1. Januar 2024. Die empfindlichkeit gegenüber solchen einmischungen ist ohnehin erhöht, da die ampelkoalition gerade erst die Mindest-lohnerhöhung auf 12 euro zum 1. Okto-ber 2022 über die Kommission hinweg durchgesetzt hat, im Vorjahresvergleich ein Plus von 25 Prozent. Dazu hatte es vie-le politische Beteuerungen gegeben, dass dieser eingriff eine einmalige ausnahme bleibe, auch von Kanzler Olaf Scholz (SPD). Die Kommission solle frei und unabhängig arbeiten – so hätten es im Übrigen die SPD und ihre frühere arbeits-ministern andrea nahles bei der einfüh-rung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 versprochen, erinnert Wolf. Umso mehr Unmut löst vor diesem Hintergrund auch der von Heils Ministe-rium soeben vorgelegte entwurf für ein neues arbeitszeitgesetz aus. Damit soll künftig im Prinzip für alle arbeitsverhält-nisse elektronische Zeiterfassung vorge-schrieben werden – sogar für solche, in denen die arbeitszeit „wegen der beson-deren Merkmale der ausgeübten tätig-keit nicht gemessen oder nicht im Voraus festgelegt wird“, wie es im entwurf heißt. nur mit expliziter Zustimmung einer gewerkschaft wäre es in solchen Fällen künftig noch erlaubt, dass arbeitgeber und arbeitnehmer einvernehmlich auf Zeiterfassung verzichten. nicht nur gesamtmetall sieht in dem geplanten Paragraphenwerk faktisch die abschaffung sogenannter Vertrauens-arbeitszeit. „Das ist ein affront gleicher-maßen für arbeitgeber und Beschäftigte, die dieses instrument seit Jahrzehnten nutzen“, urteilt dazu der Maschinenbau-Verband VDMa. Und von „Politik für eine Werkstor-republik“, die „keinerlei rücksicht auf Praxistauglichkeit“ nehme, spricht thomas Dietrich, Bundesin-nungsmeister des gebäudereinigerhand-werks. gesamtmetall-Chef Wolf fasst sein Urteil mit diesen Begriffen zusam-men: „Bürokratie hoch zehn“, „total widersprüchlich“ und „Verstoß gegen den Koalitionsvertrag“. tatsächlich hatten die ampelparteien dort vereinbart, dass „flexible arbeitszeit-modelle (z. B. Vertrauensarbeitszeit) wei-terhin möglich sein“ müssten. Der gesetz-entwurf löst dies formal zwar ein – aber dazu definiert er den Begriff „Vertrauens-arbeitszeit“ anders, als er im alltag meist verstanden wird: Demnach bezeichnet der Begriff nicht einen einvernehmlichen Ver-zicht auf Zeiterfassung, wie es bisher etwa in Kreativ- oder Vertriebsberufen weit ver-breitet ist. Vielmehr handelt es sich laut gesetzentwurf um „Vertrauensarbeits-zeit“, wenn der arbeitgeber die Uhrzeit von arbeitsbeginn und -ende nicht genau vorgibt. Und das soll erlaubt bleiben – aber verknüpft mit der neuen Pflicht, die Zeiten so zu dokumentieren, dass sie zwei Jahre lang behördlich kontrolliert werden kön-nen. Sonst drohen Bußgelder. „Das ist nicht Vertrauensarbeitszeit, sondern gleitzeit“, stellt Wolf fest. „Sol-len wir dem arbeitsminister etwa dafür danken, dass gleitzeit nicht verboten wird?“ Zugleich legt er Wert darauf, dass hinter aller Kritik der arbeitgeber nicht das Ziel stehe, den rahmen der wöchent-lichen arbeitszeit auszudehnen. es kön-ne aber nicht angehen, dass die regie-rung Betrieben in einem ohnehin immer schwierigeren ökonomischen Umfeld schon wieder neue umständliche Vorga-ben mache – zumal ihnen gerade erst das neue „lieferkettensorgfaltspflichtenge-setz“ übergestülpt worden sei. „Das alles kostet unsere Unternehmen ständig noch mehr Zeit, mehr geld und mehr Personal – ressourcen, die dann innovation und investitionen fehlen“, kri-tisiert der gesamtmetall-Präsident. Zu den deutschen Stärken gehöre bisher die Kultur eines sozialpartnerschaftlichen interessenausgleichs, fasst Wolf sein lage-bild zusammen. „aber auf eine Politik, wie sie der arbeitsminister derzeit ansteuert, können wir im grunde nur mit Funda-mentalopposition antworten.“Arbeitgeber drohen Heil mit „Fundamentalopposition“neue arbeitszeitregeln, einmischung beim Mindestlohn: Zweifel am arbeitsminister schlagen in offenen Ärger umArbeitgeberpräsident Stefan Wolf Foto imagoWohnungsneubau in deutschen GroßstädtenBeispielrechnung: Kosten für einen Neubau, Kostenstand 1. Quartal 2023 (Brutto), in Euro je m2 Wohnfläche357,02908,173418,58Grundstück908,17Neubau im Rhein-Main-GebietvonMedianbisKostengruppenQuellen: ARGE e.V./Foto dpa/F.A.Z.-Grafik Rodrigues3001,214239,667823,58Herstellung4239,6616,36104,39793,16VorbereitendeMaßnahmen104,392618,873424,246352,25Bauwerk3424,24 40,14155,76540,85Außenanlagenund Freiflächen155,76285,03485,79981,92Baunebenkosten485,7933,0769,48201,49Ausstattungz.B. Küchen69,48© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Alle Rechte vorbehalten. Zur Verfügung gestellt vom