0 1 Frauenanteil in MINT-Berufen 7,2 Der Fachkräftemangel zieht sich bereits heute durch viele Branchen. Im Juli 2022 waren laut einer ifo Konjunkturumfrage fast die Hälfte aller deutschen Unternehmen durch ihn beeinträchtigt. Ein Beispiel: Im Maschinenbau gaben 43 Prozent der Unternehmen an, unter dem Mangel an Fachkräften zu leiden – ein Plus von über vier Prozentpunkten innerhalb von nur drei Monaten. Laut Prognose des Fachkräftemonitorings des Bun- desministeriums für Arbeit und Soziales werden bis 2026 in der Industrie vor allem in Bereichen wie Informationstechnologie, Metallbau, Elektro- technik und in Berufen mit hohem Männeranteil wie Hochbau, Handwerk oder auch Energietech- nik Engpässe erwartet. Die Unternehmen, die die Zukunft gestalten sollen, stehen unter Druck. 2016 16 16 16 17 17 7,5 7,6 7,6 7,3 INSGESAMT IN MIO. FRAUENANTEIL IN % 2017 2018 2019 2020 Sozialversiche- rungspflichtige Beschäftigte in MINT-Berufen, jeweils Juni, darunter Frauenanteil Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2021 17 7,7 sind nicht unumstritten, weil arbeitslo- se Facharbeiter in der Regel nicht lange arbeitslos bleiben. Der Arbeitsmarkt hat sich völlig gedreht. Gleichzeitig müssen an den Schulen Maßnahmen ergriffen werden, um auch benachteiligte Schüler und Schülerinnen für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Laut einer statistischen Veröffentlichung der Kultusministerkonferenz verließen 2020 rund 50.000 Schüler ohne Ab- schluss die Schulen – Tendenz steigend. (Mehr dazu in unserer Rubrik „Deutsch- land besser machen“ auf Seite 20.) „Daher sind Schulen gefordert, mit Lehrdifferenzierung, Lern- förderung und präventivem Handeln eine positi- ve Schul- und Unterrichtsgestaltung zu schaffen“, sagt Fahimi. Aber auch die Unternehmen selbst müssen aktiv werden. „Mit Einstiegsqualifizie- rungen vor einer Ausbildung haben die Sozial- partner in einigen Branchen sehr gute Erfolge er- zielen können. Diese Angebote sollten dringend ausgebaut un Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen Ein entscheidender Faktor könnte die Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen sein. Denn auch 2022 sind meist sie es, die für die Familie im Beruf kürzertreten. Das Prekäre: Deutschland hatte 2018 laut dem Statistischen Bundesamt die dritthöchste Erwerbstätigenquote von Frauen in der EU. Aber: „In kaum einem Land arbeiten Frauen so wenig wie in Deutschland. Knapp die Hälfte der Frauen arbeitet in Teilzeit, Minijobs werden zu zwei Dritteln von Frauen ausgeübt“, erklärt Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der AllBright- Stiftung, die sich für mehr Diversität und Gleichstellung von Frauen und Männern in 2,14 2015 1,56 2019 1,37 2016 1,00 2015 0,97 2020 1,32 2021 0,99 2021 Fachkräfte qualifizieren Eine wichtige Maßnahme besteht darin, Fachkräf-äfäf te und Berufseinsteiger für die Anforderungen in den betroffenen Branchen zu qualifizieren. Kei- ne leichte Aufgabe, denn der Arbeitsmarkt ändert sich im Zuge des Strukturwandels stark. Perspek- tivisch werden durch die Automatisierung von Ar- beitsplätzen immer weniger repetitive Tätigkeiten gefragt sein, zugleich steigt die Komplexität der Aufgaben. „In zahlreichen Branchen ist es erfor- derlich, Fachkräfte weiter- und umzuqualifizieren und den Ersterwerb qualifizierender Abschlüsse sowie den Erwerb weiterführender Qualifikatio- nen zu fördern,“ sagt Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Doch noch immer seien Weiterbildungen für Erwerbstätige wie auch Arbeitslose mit finanziellen Nachteilen und beruflichen Risiken verbunden. „Deutsch- land muss Weiterbildungsrepublik werden. Viele gute Vorhaben finden sich dazu im Koalitionsver- trag der Bundesregierung. Wichtig ist: Sie müs- sen jetzt auch mit aller Konsequenz umgesetzt werden“, fordert Fahimi. Die Regierungspläne für eine Bildungsteilzeit und ein Qualifizierungsgeld Anzahl der Zu- und Abgewanderten nach und aus Deutschland von 1991 bis 2021 Quelle: Statistisches Bundesamt 1,50 1992 1,20 1991 ZUWANDERUNG IN MIO. 0,60 1991 ABWANDERUNG IN MIO. Zu- und Abwanderung von und nach Deutschland in Mio.