6 2 n e h c a m r e s s e b D n a l h c s t u e D Es wurde immer teurer Entwicklung der Rundfunkgebühren bzw. des Rundfunkbeitrags in Deutschland in ausgewählten Jahren von 1954 bis 2021 (in Euro) Grundgebühr und Hörfunkgebühr Fernsehgebühren Gesamt bis 2012, ab 2013 Rundfunkbeitrag pauschal Quelle: KEF 9,71 3,07 8,31 2,58 6,65 1,95 5,37 1,53 4,35 1,28 3,58 1,02 17,98 17,98 17,50 18,36 17,03 16,15 14,44 5,32 4,83 12,17 4,22 5,76 5,52 2,56 3,07 3,84 4,70 5,73 6.64 7,95 9,61 10,83 11.51 12,22 1954 1970 1974 1979 1983 1990 1992 1997 2001 2005 2009 2013 2017 2021 Das verschlingt Budget – genau wie die entsprechenden Doppelstruktu- ren in der Verwaltung, unter anderem im Einkauf. Genauso schlagen die ent- sprechenden Renten zu Buche. Der Fi- nanzbedarf steigt dazu immer weiter – unter anderem, weil die Kosten für Li- zenzen für die großen Sportübertra- gungen durch die Konkurrenz steigen. 3. Die Lösung: Ideen für eine Reform des öffent- lich-rechtlichen Rundfunks gibt es vie- le. Erhard Grundl, Leiter der AG Kul- tur und Medien Bündnis 90/Die Grü- nen, bekräftigt: „Die Rolle des öffent- lich-rechtlichen Rundfunks ist in der Medienlandschaft wichtiger denn je.“ Nichtsdestotrotz gibt es Ansätze für Optimierungen. Zum einen sollten die Strukturen verschlankt werden. Es gebe zu viele Kleinstsender, die zu wenig mit anderen kooperieren, ist auch Thomas Hacker, medienpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, überzeugt. „Das ist ein Verbund, in dem einzelne größere Lan- dessender oder regionale Sendeanstal- ten eine Quersubventionierung für die kleinen Sender leisten. Da müssen wir jetzt, nach so vielen Jahrzehnten, end- lich mal rangehen. Beispiele von MDR und NDR zeigen ja bereits, dass nach Zusammenlegungen immer noch Raum für die regionale Berichterstattung blei- ben kann.“ Auch beim SWR wird die Wirtschaftsberichterstattung gebündelt. Solche Verschmelzungen können einen Qualitätsgewinn erbringen. Mit dem Inkrafttreten des neuen Medienstaatsvertrags am 1. Juli 2023 ist das Handlungsspektrum der Rundfunk-nknk anstalten größer: Der Vertrag sieht vor, dass weniger Kanäle im linearen Fern- sehen oder Radio ausgestrahlt werden müssen. Angebote wie Kika, Phoenix oder ZDFneo sind damit nicht mehr si- cher – die Rundfunkanstalten können mit Zustimmung der Aufsichtsgremien entscheiden, ob sie gar nicht mehr ge- sendet werden oder in digitale Angebo- te umziehen. Wenn Kräfte sinnvoll ge- bündelt werden, kann auch das hier die Qualität erhöhen. Inhaltlich ist vor allem eins wichtig: eine neutrale Berichterstattung. Helge Lindh, Fachsprecher Kultur- und Medi- enpolitik für die SPD-Bundestagsfrak-ak tion, sagt: „Ich bin der Meinung, dass die Schwerpunkte der Berichterstat- tung im Bereich Information zu liegen haben.“ In den Redaktionen könnten mehr feste, gut ausgebildete Redakteu- rinnen und Redakteure das Programm stärken. Auch Investitionen in das Kor- respondenten-Netzwerk zahlen sich si- cher aus. Erhard Grundl schlägt eine stär- kere Einbeziehung des Publikums vor: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte seine Kundinnen und Kunden besser kennen, deren Bedürfnisse ab- fragen und in die Programmgestaltung einbeziehen.“ Beim ARD-Zukunftsdi- alog wünschten sich die Teilnehmen- den zum Beispiel mehr Berichterstat- tung über Breitensport und weniger über Fußball, außerdem eine vielfäl- tigere Musikauswahl, weniger Krimis und Gewalt sowie mehr naturwissen- schaftliche Themen. Und die Öffentlich-Rechtlichen müssen mit der Zeit gehen: Gerade im Digitalen gebe es großes Potenzial, In- formation auf hohem Niveau mit Inter- aktivität zu verknüpfen, ist Helge Lindh überzeugt. So werden Bildung und In- formation attraktiv und konkurrenzfä- hig gemacht. Auch bei den Unterhaltungsfor- maten sollte das berücksichtigt wer- den: „Unterhaltung ist laut dem Medien- staatsvertrag dann gut, wenn sie dem Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rund- funkanstalten dient – wenn diese Unter- haltung also auch informierend, bera- tend und bildend ist“, so Dr. Christiane Schenderlein, kultur- und medienpoliti- sche Sprecherin für die CDU/CSU-Bun- destagsfraktion. „Es gibt sicherlich die eine oder andere Sendung, bei der wir uns vorstellen können, dass man da in Zukunft einen anderen Weg geht und eher Information, Bildung und Kultur in den Vordergrund stellt.“ Ein besseres Programm steigert die Akzeptanz der Nutzerinnen und Nutzer für die Bei- träge: Für Qualität ist man eher bereit, das Geld zu zahlen, das sie wert ist.