Berlin. Zum Forderungsbeschluss des IG-Metall-Vorstands für die Tarifrunde 2022 in der Metall- und Elektro-Industrie erklärt Gesamtmetall-Präsident Dr. Stefan Wolf:
„Bereits die Forderungsempfehlung war ein Zeichen für einen alarmierenden Realitätsverlust der IG Metall. Diese nun beschlossene Forderung ist nur zu erklären, wenn die IG Metall blind geworden ist für die Wirklichkeit in der Branche. Ein Auftragsbestand, der nicht abgearbeitet werden kann oder mit dem die Unternehmen mit jedem verkauften Produkt Verlust machen würden, ist kein Kriterium für eine gute Lage der Branche insgesamt. Die Lage ist so unterschiedlich wie nie zuvor. Sich von den 26.000 Unternehmen in der Metall- und Elektro-Industrie an den vielleicht 100, denen es trotz allem noch gut geht, zu orientieren, ist verantwortungslos, gerade wenn man Interesse an einem Flächentarif hat.“
Dr. Wolf verwies weiter darauf, dass die tatsächliche Produktion der Branche heute noch um 12 Prozent unter 2018 liege, die Beschäftigten aber seitdem mehr als 9 Prozent mehr Geld erhalten hätten. Zudem sei die Beschäftigung nahezu stabil geblieben: Die Zahl der Arbeitsplätze sei lediglich um 3 Prozent gesunken.
Dr. Wolf weiter: „Das zeigt, dass die Unternehmen trotz Corona, Teilemangel und Energiepreisschock an Beschäftigung festhalten. Klar ist aber, dass dies trotz aller Unterstützung durch Kurzarbeiterregelungen viele Betriebe ausgelaugt hat. Dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, dass die Investitionen in den Strukturwandel erst einmal verdient werden müssen. Wir können nur zusammen nach vorne kommen. Voraussetzung dafür ist aber, nicht in einer Fantasiewelt zu verharren.“