Gesamtmetall-Präsident Dr. Stefan Wolf blickt in der dpa mit Sorge auf die Situation in der Metall- und Elektro-Industrie:
„Unsere Branche hat im vergangenen Jahr rund 45.800 Arbeitsplätze verloren“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Mehr als ein Drittel der Branchenmitglieder hätten im Dezember mit dem Abbau weiterer Arbeitsplätze geplant. „Ich befürchte, dass wir auch 2025 einen weiteren Stellenabbau erleben werden“, betonte der Präsident.
Die Auftragsbestände würden von den Unternehmen derzeit so schlecht beurteilt wie auf den Höhepunkten der Finanzkrise 2009 oder der Corona-Pandemie 2020. „Für 2024 erwarten wir daher insgesamt einen Produktionsrückgang von 6,5 Prozent“, sagte Wolf. Auch im neuen Jahr sei keine Trendumkehr zu erwarten, sondern erneut ein Minus von 2,5 Prozent im Vergleich zu diesem Jahr. Aufgabe der nächsten Bundesregierung sei es deshalb, Deutschland wieder zu einem wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort zu machen. „Und dazu gehören natürlich die richtigen politischen Rahmenbedingungen.“ Gesamtmetall fordert den Abbau von Bürokratie insbesondere über eine Abschaffung des deutschen Lieferkettengesetzes. Es brauche Steuersenkungen und eine Begrenzung der Sozialversicherungsbeiträge auf 40 Prozent. Es brauche außerdem geringere Energiekosten vor allem über die Steuerung der Netzentgelte.
Für die nächste Bundesregierung hat Wolf eine Wunschkoalition. „Meine Wunschkoalition ist natürlich Schwarz-Gelb, denn nur so kann die notwendige Wirtschaftswende in unserem Land gelingen“, sagte er. Mindestens aber brauche es ein liberales Element im Parlament. „Das war immer gut und ich glaube, wir brauchen das auch in der Zukunft, gerade angesichts der erstarkenden rechten und linken Ränder im Parlament.“ Für die Überwindung der Krise sieht Wolf auch die Betriebe in der Pflicht. „Eine Rolle spielt sicher auch, dass manche Unternehmen in der Vergangenheit vielleicht das eine oder andere nicht schnell genug und effizient genug angegangen sind“, sagte er, mit Blick auf den derzeitigen Stellenabbau in der Automobilindustrie.
Für die Produktion elektrischer Motoren brauche es weniger Menschen als beim Verbrenner. Zudem seien zum Teil auch Stellen doppelt besetzt und nicht zuletzt könnten mittelfristig viele Verwaltungsaufgaben auch über Anwendungen der Künstlichen Intelligenz vereinfacht oder ersetzt werden. „Unternehmen und Beschäftigte müssen sich auf die Veränderungen einstellen“, sagte Wolf.
Den Amtsantritt Donald Trump und die damit verbundene Gefahr von höheren Zöllen für Industrieprodukte auch aus Europa betrachte er mit „großer Sorge“. „Protektionistische Maßnahmen können kurzfristig für ein Land positiv sein, aber haben sich langfristig noch nie positiv ausgewirkt“, betonte der Präsident.
Wenn mit China und den USA zudem die zwei wichtigsten Märkte für die deutsche Industrie wegbrächen oder schrumpften, führe das zu schweren Ertragsproblemen. „Und ich sehe auch keinen Substitutionsmarkt. Wir haben Exporte von 9 Milliarden Euro in die Mercosur-Länder und 100 Milliarden Euro in die USA. Das zeigt schon die Verhältnisse.“ Auch die Hoffnung, dass Indien schnell zum Zukunftsmarkt werden könnte, habe sich bisher nicht bestätigt.