Die berufliche Qualifizierung ist von zentraler Bedeutung für Unternehmen in der Metall- und Elektro-Industrie. Sie setzen auf hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiter. Durch Aus- und Weiterbildung ist der Anteil der Fachkräfte unter den Beschäftigten seit langem kontinuierlich gestiegen: Aktuell sind etwa 80 Prozent der Belegschaft Facharbeiter oder Akademiker. Die fortlaufende berufliche Weiterbildung ist dabei unerlässlich, um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der M+E-Unternehmen zu sichern. Ohne die kontinuierliche Weiterbildung der Beschäftigten wäre der Erfolg dieser Unternehmen auf den internationalen Märkten in den vergangenen Jahren so nicht möglich gewesen.
Es ist daher nicht überraschend, dass über 97 Prozent der Unternehmen in der M+E-Industrie ihren Mitarbeitern berufliche Weiterbildungsmaßnahmen ermöglichen, denn gerade in Zeiten der Transformation ist es wichtig, die Beschäftigungsfähigkeit für die Zukunft zu erhalten. Weiterbildung ist ein zentrales Instrument zur Bewältigung des Strukturwandels ausgelöst durch die sogenannten 3-D (Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demographischer Wandel) sowie zur Fachkräftesicherung.
Für die Qualifizierung der Mitarbeiter nutzt die M+E-Industrie ein breites Spektrum an Weiterbildungen, die zu knapp 87 Prozent auf die Arbeitszeit entfallen. In vielen Branchen steht berufliches Fachwissen im Vordergrund, und dies gilt auch für die M+E-Industrie. Der fortschreitende Strukturwandel verlangt von Unternehmen und Arbeitnehmern immer mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, um mit den neuen Technologien und Anforderungen umzugehen.
Nach den aktuellen Zahlen der IW Weiterbildungsstudie von 2022 geben die M+E-Unternehmen rund 6,5 Milliarden Euro für die betriebliche Weiterbildung aus, dies entspricht rund 1.585 Euro pro Mitarbeiter im Jahr. Im Jahr 2019 waren es pro Mitarbeiter rund 1.110 Euro und insgesamt rund 4,8 Milliarden Euro. Fast alle M+E-Unternehmen erwarten von ihren Mitarbeitern eine lebenslange Bereitschaft zum Lernen. In der großen Mehrheit der Unternehmen werden Beschäftigte für Weiterbildungen von der Arbeit freigestellt und ermutigt, daran teilzunehmen. Hier konzentriert man sich neben berufsspezifischen Themen oft auf IT-Anwenderkenntnisse sowie IT-Spezialkenntnisse. Soziale Kompetenzen und Persönlichkeitsentwicklung sind ebenfalls zentral, um Veränderungsprozesse in der Transformation zu gestalten und gehören für viele M+E-Unternehmen zu den wichtigsten Weiterbildungsbereichen.
In den M+E-Unternehmen werden zunehmend auch Formate der Weiterbildung genutzt und entwickelt, die das digitale beziehungsweise mobile Arbeiten berücksichtigen. Digitale Lernformate ermöglichen flexibles und kostengünstiges Lernen. Ihr Einsatz gewinnt in der M+E-Branche an Bedeutung. M+E-Unternehmen setzen besonders häufig auf webbasierte Formate wie Webinare und Online-Kurse sowie computer- oder webbasierte Selbstlernprogramme, die heute in fast allen Unternehmen angeboten werden. Auch andere Formate wie Lernvideos, Podcasts und Audiomodule werden vermehrt genutzt. Der vielfältige und wachsende Einsatz digitaler Medien in der M+E-Industrie zeigt die intensive Nutzung der Chancen und Potenziale des digitalen Lernens zur Weiterbildung.
Spezielle eLearning-Angebote werden immer weiter optimiert, Themen wie Gamification und Didaktik spielen eine große Rolle bei der Motivation der Mitarbeiter und der Verbesserung der Lernergebnisse. Zudem kommen mit der technologischen Entwicklung ständig neue Möglichkeiten, wie zum Beispiel Virtual Reality (VR)-Brillen. Auch die künstliche Intelligenz (KI) wird eine zunehmende Rolle in der Weiterbildung spielen, zum Beispiel durch die Nutzung von Übersetzungstools oder Chatfunktionen zur Beantwortung von Fragen.
Trotz des Fortschritts stehen Unternehmen nach wie vor der Herausforderung, dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die sich wandelnden Märkte, die Dynamik der Innovationen und die zunehmende Ausrichtung auf Dienstleistungen erfordern eine kontinuierliche Anpassung der bestehenden Belegschaft sowie die Qualifizierung neuer Mitarbeiter. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklungen ist es unerlässlich, dass Beschäftigte sich fortlaufend weiterbilden, während Unternehmen die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen und ihre Mitarbeiter zur Weiterentwicklung motivieren müssen. Berufliche Qualifizierung dient somit dem gemeinsamen Wohl von Unternehmen und Mitarbeitern, wobei ein angemessenes Management der Arbeitsbelastung, beispielsweise durch die Nutzung von Freizeit, durchaus zumutbar ist.
Weiterbildung im Strukturwandel am Bedarf der Unternehmen ausrichten
Bedarf für neue Förderinstrumente, wie beispielsweise das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geplante „Qualifizierungsgeld“ besteht aus Sicht von Gesamtmetall nicht. Dieses Instrument lässt das Verständnis dafür vermissen, dass sich Weiterbildungen zwingend an den jeweiligen Anforderungen der Unternehmen orientieren müssen. Beschäftigte, deren Weiterbildung im Unternehmen nicht sinnvoll ist, sollten dem Arbeitsmarkt nicht künstlich vorenthalten werden. Allerdings sollte bereits Vorhandenes an die heutigen Bedürfnisse der Unternehmen angepasst werden. Hierfür setzt sich Gesamtmetall weiter ein. Insbesondere im Hinblick auf Weiterbildungen während der Kurzarbeit ist beispielsweise eine Absenkung der Mindestmaßnahmedauer erforderlich.
Nationale Weiterbildungsstrategie
Gesamtmetall beteiligt sich auch weiterhin in Arbeitsgruppen der 2022 fortgesetzten Nationalen Weiterbildungsstrategie. Die erste Nationale Weiterbildungskonferenz zur Präsentation von Zwischenergebnissen fand im November 2023 in Berlin statt. Die zweite Nationale Weiterbildungskonferenz wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 ebenfalls in Berlin stattfinden.