Der nationale IQB-Bildungsbericht und die internationale Lesekompetenzstudie IGLU haben zuletzt gezeigt, dass ein zu hoher Anteil der Schüler am Ende der vierten Klasse nicht angemessen lesen, schreiben und rechnen können. In Mathematik etwa konnten rund 22 Prozent der Schüler einfachste mathematische Aufgaben nicht lösen und verfehlen die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Mindesstandards, die alle Schüler erreichen sollten. Insgesamt sind Kompetenzen der Viertklässler gegenüber den Ergebnissen aus den Jahren 2011 und 2016 bundesweit deutlich zurückgegangen. Diese Ergebnisse sprechen für einen Negativtrend, der nicht nur auf die Unterrichtsbedingungen in der Corona-Pandemie zurückzuführen ist.
In Deutschland ist der Hauptgrund für Bildungsungleichheiten nach wie vor die familiäre und soziale Herkunft sowie die ethnische Zugehörigkeit. Mit dem durch das Bundesverfassungsgericht allgemein zuerkannten Grundrecht auf schulische Bildung ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung getan, die Realität allerdings sieht anders aus. Besonders schlechte Ergebnisse erzielen Kindern aus sozial benachteiligten Familien und mit Zuwanderungshintergrund. Sie erreichen im Jahr 2021 nur ein sehr niedriges Kompetenzniveau und sind zudem vom generellen Negativtrend am stärksten betroffen. Das heißt, der Zugang zu Bildung ist nach wie vor ungleich verteilt. Lesen, schreiben und rechnen sind Grundkenntnisse, die am Ende der vierten Klasse eine unbedingte Voraussetzung für eine erfolgreiche weitere Schullaufbahn und den Einstieg ins Berufsleben sind.
Gesamtmetall setzt sich daher für verbindliche und flächendeckende Mindestbildungsstandards ein, die sicherstellen, dass bundesweit alle Schüler die Grundschule mit dem gleichen Kenntnisstand in den Fächern Deutsch und Mathematik verlassen. Ob die festgelegten Leistungsstandard erreicht werden, ist mithilfe einer systematischen Diagnostik in deutlich kürzeren Abständen zu überprüfen, als bisher. Die gewonnenen Erkenntnisse müssen dann zügig und zielgenau in geeignete Maßnahmen überführt werden. So müssen etwa Schulen dabei unterstützt werden, ihrem Lehrauftrag gerecht zu werden und allen Schülern das Erreichen dieser Mindeststandards zu ermöglichen. Das Schulsystem legt den Grundstein zur Ausbildungs- und Studienreife. Die hier vermittelten Kenntnisse und Qualifikationen sind das Fundament für die Fachkräftesicherung und wir können es uns nicht leisten, auch nur eine Schülergeneration zu verlieren.