Lars Kroemer
Abteilungsleiter Volkswirtschaft und Statistik
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Die Metall- und Elektro-Industrie ist der zentrale Wohlstandsgarant Deutschlands. Über 25.000 Betriebe mit fast 4 Mio. Beschäftigten erwirtschaften rund zwei Drittel der industriellen Wertschöpfung und Einkommen. Neben einer weit überdurchschnittlichen FuE-Intensität sind Internationalisierung und Exportorientierung entscheidende Grundlagen hierfür.
Die dramatisch verschlechterten Rahmenbedingungen bedrohen diesen Erfolg. Zusätzlich zu den weltweit höchsten Arbeitskosten und niedrigsten Arbeitszeiten sind Steuern und Energiekosten auf internationalem Rekordniveau. U. a. durch weiteren Anstieg von Netzentgelten, Sozialversicherungsabgaben und Berichtspflichten (bspw. durch Lieferkettenregulierung und die Corporate Sustainability Reporting Directive) nehmen die Belastungen immer weiter zu.
Die Produktivität kann diese Defizite nicht mehr ausgleichen. Im Gegenteil: Bürokratie und Regulierung, Infrastrukturdefizite und Fachkräfteengpässe hemmen diese und lassen nun auch die Lohnstückkosten explodieren. Gleichzeitig gefährden wirtschaftspolitische Eingriffe die etablierten Wertschöpfungs- und Zulieferketten und führen zu einer enormen Unsicherheit.
Folge: Noch nie haben M+E-Firmen ihre internationale Wettbewerbssituation so schlecht eingeschätzt. Die M+E-Produktion hat sich vom Wachstum der Weltwirtschaft entkoppelt und liegt 15 Prozentpunkte unter dem Höchststand von 2018. Dringend notwendige Investitionen für den Strukturwandel werden verhindert. Die privaten Ausrüstungsinvestitionen sind im ersten Halbjahr 2024 eingebrochen. Neue Wertschöpfung entsteht an anderen Standorten, was Standorte und Arbeitsplätze nachhaltig gefährdet.
Zudem belastet die sich immer mehr verschärfende Investitionskrise die inländische Nachfrage. Während die Welt wächst, verharrt Deutschland in der Stagnation. Es ist keine Besserung in Sicht: Die Neuaufträge sind sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland weiter rückläufig. Die Erwartungen der Firmen an eine Trendwende werden immer wieder enttäuscht. Die Stimmung bleibt im Keller.
Die Lage erfordert zügiges und entschiedenes Umsteuern. Wirtschafts- und Tarifpolitik sind gleichermaßen gefordert, den Standort schnellstmöglich zu stärken, um Arbeitsplätze und Wertschöpfungsketten zu sichern.