Lars Kroemer
Abteilungsleiter Volkswirtschaft und Statistik
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Die deutsche M+E-Industrie nimmt eine zentrale volkswirtschaftliche und technologische Bedeutung ein. Auch der 10. Strukturbericht stellt daher die wirtschaftliche Verfassung der mit rund 4 Millionen Beschäftigten größten Industriebranche in Deutschland im Vergleich zu den weltweit wichtigsten Wettbewerbsregionen dar.
Immer deutlicher wird dabei ein struktureller Bruch, der sich seit 2018 in einer regelrechten Entkopplung der deutschen M+E-Industrie vom Wachstum des Welthandels und der weltweiten Industrie beobachten lässt. Zwar ist die M+E-Industrie weiterhin die mit Abstand forschungs- und innovationsstärkste Branche Deutschlands mit einer – trotz multipler Krisen und geopolitischer Unsicherheiten – positiven Beschäftigten- und Einkommensentwicklung. Die Standortdefizite in Deutschland und Europa spiegeln sich aber immer stärker in nachlassenden Investitionen, einer stagnierenden Produktivität und rückläufigen Marktanteilen wider.
Es gibt weiterhin gute Argumente für den Standort: qualifizierte und motivierte Arbeitnehmer, ein Unternehmertum, dessen Struktur aus global agierenden Konzernen und einem familiengeführten, in Generationen denkenden Mittelstand weltweit seinesgleichen sucht, dazu eine insgesamt verlässliche und auch belastbare Sozialpartnerschaft sowie ein großer Erfahrungsschatz, wie der Strukturwandel erfolgreich bewältigt werden kann.
Andere Regionen sind aber derzeit deutlich schneller und effektiver in der Umsetzung von Investitionen. Damit Deutschland hier wieder Schritt halten kann, ist eine grundlegende wirtschaftspolitische Wende hin zu einer konsequenten Angebotspolitik nötig. Die notwendige Agenda hierfür ist klar und vielfach beschrieben: Investitionen und Bildung müssen priorisiert, Migration muss vernünftig und arbeitsmarktorientiert gesteuert werden, Bürokratie entschlackt, Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt, das Energieangebot erhöht sowie Steuern und Abgaben reduziert werden. Dafür muss die Politik in Berlin und Brüssel die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft, welche bekanntlich die Freiheit des Marktes mit einem sozialen Ausgleich verbindet, dringend viel stärker beachten.